Antigone/Luzerner Theater more reviews

Here are some more reviews from Antigone dir. W. Klemm made in Luzerner Theater, this time in German.

PRESSESTIMMEN

Das Luzerner Theater zeigt Sophokles' alte Parabel in der neuen Übersetzung des einheimischen Kurt Steinmann. Sie klingt bei ihrer Premiere flüssig und modern, aber nicht modisch. Wenn der Abend trotzdem ruppig und konfrontativ wird, liegt das an der tollen Regie von Wojtek Klemm. Er zeigt das Theater als Teil des Bunkers, in den sich Theben zurückgezogen hat. Hier versichert sich die Gesellschaft, dass sie weiter Teil der freien Welt ist, in der auch komplizierte Fragen der Moral offen debattiert werden. Aber natürlich endet auch diese «Antigone» in der Katastrophe, und die groβartige Juliane Lang in der Hauptrolle wird am Ende ins Loch verurteilt, in dem sie schon die ganze Zeit gehockt hat. Tod durch Bunker. Neun afrikanische Flüchtlinge aus einem Zentrum im Kanton Zug umkreisen das Geschehen, stumme Zeugen eines Luxusdilemmas. Schon versinkt Theben in Angst, und König Kreon macht, was in solchen Fällen zu machen ist: Sicherheitspolitik. Spaβ und Einschüchterung. Sein Rechtsstaat würgt und schüttelt sich zur technoiden Musik. Mal partyfroh, mal panisch. Ein Land von Kriegszitterern ohne Krieg.

Tages-Anzeiger, 15. Dezember 2014
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Dass Wojtek Klemm nun neun Flüchtlinge auf die Bühne holt und als Zaungäste auf das Stück blicken lässt, ist ein sehr kluger Zug. Denn so wird seine «Antigone» auch zum Stück über eine Gesellschaft, die komplizierte Fragen der Moral an das Theater und an den hohen Ton seiner Klassiker delegiert hat; nur, um sich noch eine Weile länger einreden zu können, auf freier Bühne zu leben und nicht etwa in jener Festung, in die sich Europa zurückzieht. Wojtek Klemm zeigt uns das Theater also als das, was es ist – als jenen besonders gut ausgebunkerten Teil der Festung, in dem die Moral aufbewahrt ist und mit ihr unsere ach so verletzlichen Grundwerte. Als das tragische Ende naht, sprechen Antigone und Ismene miteinander, als befänden sie sich in einer kulinarisch-ironischen Aufführung eines alten Schinkens. Man kennt das. Bis Antigone realisiert, dass hier und heute tatsächlich jemand sterben wird, nämlich sie. Ihr stiller Heulkrampf ist ein erschütternder Höhepunkt dieses Abends, an dem Juliane Lang eine sehr überzeugende Hauptfigur ist. Ernst, aber nicht heilig, schmerzhaft um ihre Haltung ringend im Nahkampf der Worte, in dem hier immer wieder auch die Körper aufeinander prallen.

Nachtkritik.de, 13. Dezember 2014
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Wer ist im Recht? Das ist die zentrale Frage, um die sich die griechische Tragödie «Antigone» dreht. Im Stück, von Sophokles vor knapp 2500 Jahren geschrieben und vor einem Jahr neu übersetzt vom Luzerner Altphilologen Kurt Steinmann, treffen zwei Rechtssysteme aufeinander, deren Kollision den Untergang aller Protagonisten herbeiführt. Göttliches Recht oder obrigkeitliche Verordnung - welches ist höher zu werten? Oder, aktueller formuliert, was gilt mehr: internationales Menschenrecht oder nationalstaatliches Gesetz? Das Gewissen des Individuums oder die kollektive Norm? Der Konflikt wird im Stück nicht auf rechtsphilosophischer Ebene verhandelt, sondern existenziell ausgetragen unter Einsatz und Verlust des Lebens. (…) Die Frage, wessen Recht höher zu bewerten sei, das königliche von Kreon oder das moralische von Antigone, beantwortet die Inszenierung am Luzerner Theater eindeutig. Antigones «fromme Freveltat» ist legitim. Allerdings macht Regisseur Wojtek Klemm Antigone nicht zur strahlenden Heldin. Er zeigt sie als zweifelnde junge Frau, die als Einzige in der ganzen Stadt Widerstand leistet, leisten muss, weil ihr Verantwortungsgefühl gegenüber der Familie keine andere Möglichkeit zulässt. Antigone ist letztlich ein verzweifelter Mensch, der, allein gelassen von allen, fast durchdreht und sich in den Tod flüchtet.

Neue Luzerner Zeitung, 15. Dezember 2014
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Die Verbindung der klassischen «Antigone» mit der Aktualität geht auf – besonders, da sie ohne direkte Botschaft auskommt. Sie funktioniert als ständiger Denkanstoβ. Und schlieβlich ist dies auch nur ein Teil der enormen Vielschichtigkeit dieser Inszenierung. In der «Antigone» des Luzerner Theaters überlagern sich die verschiedensten Ebenen. Speziell zu erwähnen wäre hier die klassische elegante Sprache. Es ist die Uraufführung der neuen Übersetzung des Luzerner Altphilologen Kurt Steinmann. Aber auch das körperlich-intensive Spiel des Ensembles, das es fast durchs Band schafft, die sehr stilisierte Sprache zum Leben zu erwecken. Und nicht zuletzt die heftige Musik von Dominik Strycharski, welche die groβen Emotionen dieser Tragödie mitträgt. (…) Alles in allem ist dem Regisseur Wojtek Klemm eine beeindruckende Inszenierung gelungen, welche die Grenzen zwischen Klassisch und Modern aus dem Weg schafft, und wo einfach Theater übrig bleibt. Theater, das berührt und irritiert – im guten Sinn.

Radio SRF 1 Regionaljournal, 14. Dezember 2014
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Klemm verwendet in seiner Inszenierung die Ausgegrenzten als Mittel zum Zweck: Die neun Menschen werden auf ihr Fremdsein reduziert. Ihre Rolle fällt mit ihrer Person zusammen. So sieht sich das Innerschweizer Publikum berührt – vielleicht gar peinlich betroffen –, wenn die Individuen ihre Namen, den Zuschauern zugewandt, nennen. Indessen sind sie da und gleichsam doch nicht: Mal werden sie von den eigentlichen Schauspielern ignoriert oder dann genervt weggescheucht. Die Bühne (Mascha Mazur) zwingt sie hinter einen hochgezogenen Zaun: ausgeschlossene Zuschauer. Und was die Zuschauer zu sehen bekommen, ist ein Kreon als Groβkapitalist (glänzend von Jörg Dathe gespielt), der sich gewohnt ist, nicht nur bei der Musik (Dominik Strycharski) den Takt anzugeben. Eine Schauspielerriege, angeführt von einer hervorragenden Juliane Lang als Antigone, die in ihrer Exaltiertheit einen inneren Druck zur Geltung bringt. Einen Druck, dem Antigone bekanntlich nachgibt: Sie fügt sich den Weisungen Kreons nicht; sie lässt ihr Gewissen sprechen und begräbt ihren Bruder.

Kulturteil.ch, 14. Dezember 2014
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Antigone stellt ihr ethisches Empfinden über das juristische Gesetz. Es sind unvereinbare Positionen – ihr Konflikt führt unweigerlich zur tödlichen Tragödie. Sophokles schneidet Meinung und Gegenmeinung hart aufeinander. Es ist kein argumentativer Dialog sondern ein Gegeneinander-Anreden, was seine Tragödie ausmacht. Nicht nur, was zählt – Familienpflicht oder Staatsräson –, sondern auch die unterschiedliche Auffassung «was ist überhaupt ein Gesetz». In Wojtek Klemms Luzerner Inszenierung sind die Standpunkte von Anfang an klar. Kreon ist ein schmieriger Willkür-Herrscher, jedes Argument aus seinem Mund klingt falsch. Antigone ist eine empörte Furie. Wild windet sie sich am Boden, lehnt sich gegen Kreon, der stemmt sich gegen sie, bevor er sie fallen lässt. Es sind solche körpersprachlichen Bilder in denen die Luzerner Inszenierung ihre stärksten Momente hat. Körperknäuel, die für Konfliktknoten stehen.

Radio SRF 2 Kultur kompakt, 15. Dezember 2014

"Verantwortung, Menschlichkeit und der Widerspruch zwischen dem Einzelnen, der Regierung und den moralisch-ethischen Grundsätzen, die jeder von uns befolgen sollte – das sind Themen, die gerade in Europa, einer satten Weltgegend, die sich gerade gegen alles abzuschotten versucht, was ihre Hilfe braucht, angesprochen werden sollten. Nur aus der sicheren Perspektive eines (zahn-)goldgefüllten Bankbunkers können diese Fragen einem banal vorkommen.
Ein Land, das Fremden verbietet, sich frei in der Stadt zu bewegen, Schwimmbäder oder aber auch Kirchen zu betreten, kann durchaus auch in der Lage sein, andere menschliche Grundbedürfnisse zu verbieten." 
(Wojtek Klemm, Inszenierung)

AND HERE SOME FUNKY GOOGLE TRANSLATE AUTOMATIC TRANSLATION

The Lucerne Theater shows Sophocles' ancient parable in the new translation of the native Kurt Steinmann. It sounds smooth and modern, but not trendy at its premiere. When the evening is still rude and confrontational, this is due to the great Directed by Wojtek Klemm. It shows the theater as part of the bunker, in Thebes withdrew. Here assured the company that it is still part of the free world, in the complicated moral issues are openly debated. But of course also ends this "Antigone" in the disaster, and the fabulous Juliane Lang in the main role is sentenced at the end of the hole in which it has already perched all the time. Death by bunkers. Nine African refugees from a center in Canton train circling the events, silent witnesses of a luxury dilemmas. Already sinks Thebes in fear, and King Creon makes, what to do in such cases: security policy. Fun, intimidation. His rule of law gags and shakes for techno music. Party time happy times panic. A country of Kriegszitterern without war.
Tages-Anzeiger, 15 December 2014


That Wojtek terminal now outdated nine refugees on stage and lets look at the piece as onlookers, is a very smart train. For so is his "Antigone" and the piece of a company, the complicated questions of morality has delegated to the theater and to the high tone of his classics; only in order to persuade a while longer to be able to live on the open stage and not in that fortress, in which Europe withdraws. Wojtek terminal shows us the theater so than what it is - as those particularly well ausgebunkerten part of the fortress in which morality is preserved, and with it our oh so vulnerable core values. As the tragic end is near, Antigone and Ismene talk to each other, as if they were in a culinary-ironic performance of an old ham. We know that. Until Antigone realized that here today actually someone will die, namely her. Your silent Heulkrampf is a shocking climax this evening when Juliane Lang is a very compelling main character. Serious, but not holy, painful to their attitude wrestling melee of words in which repeatedly bounce the body here together.
Nachtkritik.de, December 13, 2014

Who is right? That is the central question around which the Greek tragedy "Antigone" turns. Written almost 2500 years ago in the play by Sophocles and a year ago, translated from Lucerne classicists Kurt Steinmann, meet two legal systems, their collision causes the downfall of all the protagonists. Divine right or magistrate regulation - which is more impressive? Or, current formulated what is more important: international human rights law or nation-state? The conscience of the individual or the collective norm? The conflict is not discussed in the piece on quite a philosophical level, but existentially discharged under use and loss of life. (...) The question should be assessed whose law is higher, the royal Kreon or the moral of Antigone, answered the production at the Lucerne Theater clear. Antigone's "pious outrage" is legitimate. However, director Wojtek terminal Antigone does not radiant heroine. He shows them as doubting young woman in the whole city resists the only one, has to do, because their sense of responsibility towards the family do not allow any other possibility. Antigone is ultimately a desperate man who, left alone, almost all of spins and takes refuge in death.
New Lucerne Newspaper, December 15, 2014

The combination of the classic "Antigone" with the actuality goes on - especially since it does not require a direct message. It functions as a permanent Denkanstoβ. And schlieβlich this is only a part of the enormous complexity of this production. In "Antigone" of the Lucerne Theater, the various levels overlap. Special mention would be the classic elegant language. It is the world premiere of the new translation of the Lucerne classicists Kurt Steinmann. But the physically-intensive performance of the ensemble, it almost through the band manages to bring the very stylized language to life. And last but not least, the violent music by Dominik Strycharski which mitträgt the large emotions of this tragedy. (...) All in all, the director Wojtek clamping an impressive staging succeeded which creates the boundaries between Classic and modern out of the way, and just where theater remains. Theater that touches and irritated - in a good sense.
Radio SRF 1 Regional Journal, December 14, 2014

Clamp used in its production, the marginalized as a means to an end: The nine people are reduced to their alienation. Their role coincides with their person. Thus, the central Swiss audience sees touches - maybe even embarrassing affected - if the individuals their names, faces the audience call. However, they are there and speak not: Sometimes they are ignored by the actual actors or then chased away annoyed. The stage (Mascha Mazur) it forces behind a raised fence: Excluded viewers. And what viewers get to see a Kreon as Groβkapitalist is (played brilliantly by Jörg Dathe) who is used to specify the clock not only in the music (Dominik Strycharski). An actor team, led by an outstanding Juliane long as Antigone, the internal pressure to bear brings in its exaltation. A pressure that Antigone gives known: Do not fits to the instructions Creon; they can speak their conscience and buries her brother.
Kulturteil.ch, December 14, 2014

Antigone is their ethical perception about the legal law. There are irreconcilable positions - their conflict inevitably leads to fatal tragedy. Sophocles cuts opinion and counter-opinion each other hard. There is no argumentative dialogue but a conflict Styling what makes his tragedy. Not only that matters - family obligation or raison d'etat - but also the difference of opinion "what is actually a law." In Wojtek Klemm Lucerne staging the views from the beginning are clear. Creon is a greasy arbitrary rulers, each argument out of his mouth sounds wrong. Antigone is an indignant fury. Wild she writhes on the floor, leaning against Creon, who stands up to them before he drops it. There are those body language images in which the Lucerne production has its strongest moments. Body tangles that are in conflict nodes.
Radio SRF 2 Kultur compact, December 15, 2014

"Responsibility, humanity and the contradiction between the individual, the government and the moral and ethical principles that should each of us to follow - these are issues that particularly in Europe, a rich part of the world that tries just to foreclose against everything that their needs help should be addressed. Available only from the perspective of a safe (dental) gold filled bunker bank can ask a banal occur.
A country that prohibits foreigners to freely move around the city, swimming pools or to enter and churches may well be able to prohibit other basic human needs. "
(Wojtek Klemm, staging)

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